Bericht: Außer Konkurrenz gezeigt wird Büchners "Sieger Satan aus Neufundland", den ich erstmals hier zu sehen bekam, nachdem mehr noch als lobende Richterberichte und Bilder mich allerhand mündlich und schriftlich übermittelte absprechende Urteile für ihn besonders interessiert hatten. Ich kann´s Kurz machen: Nur der Neid kann diesem Rüden Fehler andichten! Was hatte ich nicht alles gehört: Einer fand Satans "all zu große Ohren" verderblich für die Zucht, ein anderer fand seinen Oberkopf übermäßig breit, ein dritter den Rüden im ganzen "zu winzig", ein vierter tadelte sein "Salonhaar", ein fünfter begnügte sich mit der allgemeinen Bemerkung: "auch Satan hat ja seine Fehler". Das alles war Grund genug, Satan sehr kritisch gegenüber zu treten mit dem Resultat: er hält jeder Kritik stand! Zunächst zur Frage seiner Größe: 62 cm Risthöhe sind für einen Importierten vollauf genügend; Größenzucht auf dem Kontinent ist die kleinste der züchterischen Künste! Im übrigen wird der Rüde derartig bärenhaft, daß mir der Gedanke, er könne zu klein sein, gar nicht auftauchte. An der Figur ist schlechthin nichts auszusetzen, gleichviel ob man sie nun als Ganzes betrachtet, oder in Punkte zerlegt (wie das der Neuling so gern tut!), oder ob man sie etwa mit dem "Goldenen Schnitt-Zirkel" auf ihre Proportionen untersuchen würde. Die Läufe sind äußerst stämmig, gerade, in der Hinterhand schön gewinkelt und dicht befedert. Die Buschrute ist kurz und wird vorzüglich getragen. Trotz des überaus reichen, übrigens ganz schlichten, glatt anliegenden und auf Gegenstrich sofort in die richtige Lage zurückfallenden Haares sieht man auf dem wundervollen Rumpf förmlich die Modellierung der Muskeln. Der Kopf ist für meinen Geschmack vorbildlich, namentlich bei etwas geöffnetem Fang, der dann die prachtvoll schnittige Belefzung, die weite Maulspalte des Arbeitshundes richtig zeigt. Das Auge ist tiefdunkel, mit jenem Einschlag der Weichselkirschfarbe, den ich so besonders liebe. Die Augenlage ist einwandfrei. Der Behang zeigte sich in Mannheim unausgekämmt und wirkt so durch seine langen Fransen etwas zu lang. Er reicht aber mit seiner Hautgrenze nur etwas über den inneren Augenwinkel, hat also die richtige Länge; ein allzu kleines Ohr würde diesen Kopf stören, von einer züchterischen Gefahr kann m. E. keine Rede sein. Die starke Befransung der Ohren ist sicherlich auch Schuld daran, dass Satan bisher auf keinem seiner Bilder so herauskommt, wie er in Wahrheit ist; deutlich zeigt das das Bild auf Seite 34 des Stammbuches. Dieses Bild kann auch deshalb dem Rüden nicht gerecht werden, weil bei der photographischen Aufnahme der Rüde spitz gegen scharfen Wind stand, wodurch die Behaarung am Behang und an der Rute nicht völlig natürlich herauskommen konnte. Der Behang ist übrigens - was noch wichtiger ist, als Größe - völlig faltenlos und vorzüglich angesetzt. Das Gebiß ist ganz prima. Am köstlichsten ist der Hund in der Bewegung, ein Bild, dessen Anblick ich unserem alten Vater Boppel vergönnt hätte, dessen Künstlerauge sich so sehr an Neufundländern in Lauf, im Sprung und beim Schwimmen begeistern konnte. Alles in allem: wenn man Heims Aufsatz "Ein Ereignis in der Neufundländerzucht" gar nicht aus der Tatsache heraus würdigt, daß nunmehr in Newfoundland wirklich "gezüchtet" wird, sondern nur aus dem Erscheinen Satans heraus, so ist sein Titel schon vollauf berechtigt! Und damit komme ich zu dem letzten Einwand, der gegen Satan gemacht wird: Der Hund könne gar nicht aus Neufundland stammen! Gewiß: es verblüfft, dass eine junge Zucht ein solches Resultat hervorgebracht haben soll, es verblüfft besonders, daß ganz quasi "kontinental" wirkende Haar, es verblüfft die fabelhafte Geschlossenheit der Gesamterscheinung, verglichen mit dem, was man sonst als "importiert" kannte. Aber schließlich: warum soll in Neufundland nicht das beste erzüchtet werden: an der Quelle saß der Knabe... Übrigens ist ja wohl die Abstammung verbürgt; außerdem zeigt Satan den drahtigen Haarwirbel unterhalb der Rutenwurzel, den wir nach Heim getrost als das Merkmal der Importierten und ihrer ersten Nachkommen ansprechen dürfen. Aus Satans Erscheinen geht ja noch nicht hervor, daß er den Durchschnitt der in Newfoundland gezüchteten Hunde darstellt; er ist halt eine Ausnahme. Wäre er das nicht, so könnten wir getrost auf dem Kontinent einpacken und bis auf weiteres nur mit Importierten züchten. Aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel…